Ich fuhr mit meinem Auto, einem Saab 900 Turbo Bj. 91 um genau zu sein, die A100 entlang. Vor mir wird der Verkehr langsamer, Autos wichen aus. Plötzlich saßen, ein zwei Autos vor mir, einige Menschen auf der Straße. Ein wildes Treiben begann. Menschen sind genervt. Als letzte Degeneration und Klimakleber werden sie beschimpft. Im Radio höre ich vom Stau. Es wird gehupt, ein Autofahrer versucht die Menschen zu verjagen. Nichts hilft. Ich schaue dem Treiben zu. Was solls, ich sitze warm und bequem und überhaupt, mich bringt nichts aus der Ruhe. Diese stoische Gelassenheit lehrte mich mein Auto. Solide, gutmütig, sicher.
Erst fällt es mir gar nicht auf, aber dann wie Schuppen von den Augen. Eine neue Form des Protests? Gegenprotest? Gegenrevolution? Einer der Autofahrer klebt an einem Aktivisten fest. Ein zweiter Autofahrer klebt sich dazu. Er holt seine Heinz-Tomatensoße raus und gießt sie über sich selbst.
Die Polizei trifft ein. Entgegengesetzt der Fahrtrichtung. Keine Rettungsgasse.
Sie tun, was sie tun müssen. Ein Militärhubschrauber landet auf dem autofreien Stück der A100. Ein Major steigt aus. Ihm wird ein Rednerpult, Mikrofon und Lautsprecher hingestellt, sodass er die Rede zur Nation halten kann. Er dankt den Einsatzkräften für Ihren lösungsorientierten Einsatz und der Chor singt, während die Aktivisten (es waren wirklich nur männliche) abtransportiert werden, Peter Schillings Klassiker.
Ich wachte auf und mit Wehmut trauerte ich dem Saab nach.
der Stefan Schmidt 01.11.2022