Anlässlich der Vernissage zur Ausstellung: Abstrak „Ausdrücklich“
am 23.02.2024 in der Kleinen Galerie Hermsdorf
In der Kunst schweigt der Mensch und das Bild spricht (Boris Pasternak)
Lieber Lutz,
Du hast es heute wieder einmal geschafft Menschen mit deinen Werken zusammen zu bringen und sie dafür zu Interessieren, was du von dir zu geben hast. Heute ist es keine Bezirksausstellung, wie damals in Dresden. Im Gegensatz zu damals bekommst du keine Urkunde, aber ich hoffe alle deine Bilder wieder zurück. Oder auch nur die, die du zurück haben willst. Wer weiß, wo die Zeichnung mit dir und deinem Hund Struppi landete und wen sie erfreuen durfte.
Ich möchte deine Ausstellung als Zwischenschritt deiner Reise sehen. Einer Reise, die schon in frühen Jahren deiner Kindheit begann, als da am Küchentisch deiner Eltern gezeichnet und deiner Mutter ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hast.
Zwischenzeitlich, kurz nach dem Du mich gefragt hast, überlegte ich, ob ich jemals eine Laudatio für dich hätte halten können, wenn deine Weichen schon damals bei der Berufswahl auf Kunst gestellt worden wären.
Wie wir und viele andere wissen, lagen damals solche Weichenstellungen oft nicht am Talent, der Begeisterung oder den Fähigkeiten. Deine Reise wäre eine ganz andere geworden und vermutlich hättest Du uns – heute hier Hermsdorf – als international anerkannter Künstler die Möglichkeit genommen deine Bilder live zu sehen. Pass bitte das nächste mal genau auf, was du in deiner Vergangenheit machst. Denke auch an uns lokalen Kunstinteressierte!
Nee, ich denke das ist schon ganz gut so gelaufen. Eine eigene Ausstellung zu organisieren ist immer mit Aufregung verbunden, was werden wohl die Leute sagen. Wobei ich so immer den Eindruck hatte, dass dir genau das ziemlich bums ist. Aber hier bei den Bildern, das sind Teile von dir, die deine Stimme tragen. Deine Stimmung. Die Werke zeigen deinen Kern, dein Innerstes. Du malst abstrakt, nennst sie, durchnummeriert, Abstrakt und willst ihnen so nicht mehr Gedanken mitgeben, als sie durch Farbe, Pinsel und Werkzeuge erhalten.
Deine Bilder geben Raum und wenn man sich drauf einlässt kann man darin wandeln, sich treiben lassen und verlieren. Man findet seine eigene Erinnerung. Wenn man sich drauf einlässt, kann man sich in deinen Bildern selbst begegnen. Man kann seinen Frieden, seine Wut, seine dunklen Seiten oder eine 69 finden.
Im krassen Gegensatz dazu sagen deine Fotografien oft was Sache ist. Du willst, dass wir eine Tasse Kaffee in schwarzweiß sehen – und da steht sie. Das Foto wirkt wie ein Déjà Vu – ich sehe es und höre deine Stimme: „Heute habe ich gekocht! – Es gibt Kaffee“ oder „Alles vor dem ersten Kaffee ist Notwehr“ ooooder „Kann mir bitte jemand ein Bett an meinen Kaffee bringen“
In deinen Fotos spielen oft zwei Symbole eine Rolle – du findest sie an Orten, an denen viele achtlos vorbei gehen.
Das eine Symbol ist die Brücke als Verbindendes Element – Verbindung zwischen zwei Ufern oder zwischen zwei Bergen, sie machen das unwegsame wegsam. Auch in deinem jetzigen Arbeitsleben verbindest du – du verbindest Menschen mit Menschen, Menschen mit Maschinen und Maschinen mit Maschinen über mehrere hundert Kilometer weit.
Schon fast gegensätzlich dazu Türen, die großenteils für Trennung sorgen und nur kurz ermöglichen von der einen zur anderen Seite zu gelangen.
Nun lieber Lutz hoffe ich ganz sehr, dass du noch lange auf unserer Seite verweilen wirst und dir auch weiterhin das Bedürfnis bleibt in den Flow zu gelangen. Auf dass die Bilder aus dir Herauskommen.
Greiz, den 23.02.2024
Stefan Schmidt
www.lutz-peter.net
www.lutz-peter.net/vernissage-im-februar-2024/
https://www.vg-hermsdorf.de/kleine_galerie.html